Prof. Dr. Dr. Hendrik Terheyden, Kassel
Eine Lanze für autologe Materialien brach Prof. Terheyden in seinem Vortrag vom 27.10.2023. Weg vom „Was“ – hin zu „Wie“ war Thema des spannenden Fortbildungsabends.
Körpereigene Materialien haben wenig Lobby und werden daher auch nicht beworben oder gleichermassen erforscht wie beispielsweise Knochenersatzmaterialien (KEM). Dies, obwohl Integration von autologem Material ist deutlich besser ist, als die von KEM.
Durch den Co-Autor der SAC Leitlinien hörten wir aus erster Hand, dass der „Knochen als Erfolgsfaktor in der Implantologie“ gilt. Als eine ausreichende Dimensionierung des periimplantären Knochens wurden in der jüngsten ITI Konsensuskonferenz statt 1mm nun 2mm bukkaler Knochen als notwendig festgelegt (genaue Formulierung dort >1,5mm). Der Hintergrund ist, dass dieser Knochen eine eigene Gefässversorgung benötigt um langfristig bestehen zu können und dies sei bei unter 2mm nicht der Fall.
Bezüglich der Schnittführung ist ein mittiger Kieferkammschnitt aufgrund der neuroektodermalen Zellen wichtig – diese sind für die Etablierung einer stabilen periimplantären Weichgewebsmanschette von grosser Bedeutung. Implantate sollten zudem 3mm unter die (prospektive) ideale Gingivaposition gesetzt werden – bone level bedeutet in diesem Zusammenhang ebenfalls die prospektive Knochenposition.
„Das Schicksal des Implantates entscheidet sich auf dem obersten Millimeter.“
Prof. Terheyden wies ausserdem auf die Problematik der Antibiotikaresistenzen hin. Im mitteleuropäischen Raum sind bereits bis zu 20% der in den Patienten vorliegenden Bakterien resistent auf Penicillin. Hier besteht ein Gefälle nach Süden (Italien bis 50% Resistenz) und gen Norden (Norwegen unter 5% Resistenz). Unter anderem aus diesem Grund führt Prof. Terheyden in seiner Klinik kaum Langzeitantibiosen durch, sondern arbeitet in der Regel mit Single-Shot Antibiose.
Herzlichen Dank für den ehrlichen, sehr informativen und spannenden Vortrag!
/JK